SIGS DATACOM Fachinformationen für IT-Professionals

SOFTWARE MEETS BUSINESS:
Die Konferenz für Software-Architektur
03. - 07. Februar 2020, München

Es ist Zeit für den Sprung in neue Welten

Jutta Eckstein zählt international zu den führenden Expertinnen rund um das Thema agile Softwareentwicklung. Die Autorin zahlreicher Bücher ist zudem Programm-Verantwortliche der OOP-Konferenz, eine der größten Veranstaltungen für Software-Entwickler. Sie verrät ihre Trends der Branche und warum Diversität und die Bereitschaft über den Tellerrand hinauszusehen, zentrale Erfolgsfaktoren für die Zukunft sind.

Frau Eckstein, das neue Motto der OOP 2020 lautet „Into the Unknown“. Welchen Gedanken wollten Sie mit dem Motto transportieren?
„Into the Unknown“ haben wir ausgewählt, weil es exakt die Situation wiederspiegelt, in der wir uns mit der Software Architektur gerade befinden: Alles verändert sich, selbst unsere Fundamente stehen heute zur Disposition! Es gibt neue Architekturen, neue Tools, neue Arbeitsumgebungen...  Es geht um den Aufbruch ins Unbekannte und soll zudem diesen Sprung – auf dem wir uns gerade befinden - versinnbildlichen.

Welche neuen Trends sehen Sie denn im Bereich Software-Architektur?
Zum einen sehe ich ganz klar den Trend hin zur sog. evolutionären Architektur. Das ist aber kein Trend für die Zukunft, denn wir stecken schon mitten drin, haben die Herausforderungen aber noch nicht gemeistert. Wir können es uns nicht mehr leisten, Systeme neu aufsetzen zu müssen, wenn neue Anforderungen hinzukommen. Stattdessen muss unsere Architektur quasi auf ewig veränderbar bleiben. In diesem Zusammenhang ist auch DevOps zu sehen. Die Architektur muss auch zu jedem Zeitpunkt so tragfähig sein, um DevOps-konform kontinuierlich liefern zu können.
Zum anderen bin ich überzeugt, dass das Thema UX immer wichtiger für uns werden wird. Heute kennen die meisten von uns – ich auch – vor allem Maus, Tastatur, Bildschirm. In der Zukunft werden wir über Schnittstellen wie Hologrammen, über AR, VR, Sprache und Bewegung interagieren. Das Spektrum wird viel breiter und nicht in der Nische verbleiben.

Welche Herausforderung ist aus Ihrer Sicht die größte angesichts dieser Entwicklungen?
In Zukunft ist alles mit allem vernetzt. Das macht Systeme nicht nur sehr komplex, sondern auch anfällig. Und da wären wir auch schon bei der Herausforderung: Das ist der Schutz der Systeme und nicht zuletzt der Daten! Cyber Kriminalität wächst und gleichzeitig werden immer sensiblere Bereiche unseres Lebens wie z.B. Wahlen durch IT unterstützt.

Welche Skills braucht der Software-Architekt von morgen, um fit für die Zukunft zu sein?
Es geht hier weniger um eine bestimmte Fähigkeit, sondern eher um eine Haltung. Es ist die Bereitschaft, stets auch über den Tellerrand seines Berufs, seines „Daily Business“ schauen zu wollen. Das wird in Zukunft immer wichtiger werden, da IT in nahezu alle Lebensbereiche eindringt. Es gibt z.B. das berühmte – und immerhin schon über 50 Jahre alte - Conway’s Law, das besagt, dass unsere Software-Architekur immer der Spiegel unserer Organisationsstrukturen ist. Und auch diese verändern sich gerade fundamental.

Eines Ihrer Steckenpferde sind diese übergeordneten, gesellschaftlichen IT-Themen, wie z.B. IT & Ethik. Wie kommt das bei den „Techies“ eigentlich an?
Sehr gut! Auf der OOP z.B. haben wir vor vier Jahren damit begonnen, solche Meta-Themen wie Ethik & IT oder die gesellschaftliche Verantwortung von Entwicklern zu thematisieren. Ich muss zugeben, dass wir zunächst viel Skepsis geerntet haben, doch aus anfänglich einer Handvoll Vorträgen ist inzwischen ein ganzer Track geworden, der zwei Tage füllt und fest im Programm etabliert ist!

Sehr viele Keynotespeaker auf der OOP sind weiblich. Programmieren Frauen anders als Männer?

Nein, das glaube ich nicht. Es ist aber so, dass Teams, die aus Frauen UND Männern bestehen, einfach bessere Ergebnisse erzielen. Und zwar aus dem Grund, weil die von ihnen entwickelten Anwendungen für eine breitere Gesellschaft funktionieren. Es geht also um Diversität, da sind unterschiedliche Altersstrukturen, Ethnologien, gesellschaftliche Hintergründe, etc. genauso angesprochen.

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