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Agilität ist tot – wie bekommen wir sie reanimiert?

„Agilität ist tot" – stimmt das?

Wir analysieren die Symptome ausgehöhlter Agilität:

Cargo-Kult-Scrum, Führungsflucht hinter Frameworks, chronischer Stakeholder-Zynismus.

Wie Notfallmediziner wenden wir bewährte Rettungsdienst-Schemata (ABCDE, AMPEL) an, um die „Patientin Agilität" systematisch zu untersuchen und kreative Reanimationsmaßnahmen zu zeigen.

Der Talk kombiniert ernste Diagnose mit Praxis, Fallbeispielen und Augenzwinkern – und lädt zum Nachdenken und Mitmachen ein:

Wie viel Agilität steckt noch in deiner Transformation?

Zielpublikum: Projektleiter:innen, Scrum Master, Agile Coaches, Manager, die Agilität nicht als Selbstzweck sehen
Voraussetzungen:Kenntnis agiler Ansätze und erste Erfahrung mit agiler Transformation
Level: Practicing

Extended Abstract:
Nach fast 25 Jahren intensivem Einsatz ist Agilität nun mausetot – erdrückt von der Last ihrer eigenen Popularität und erwürgt durch Hunderte von Zertifizierungen, Frameworks und „Agile Coaches“, die das Wort „iterativ“ nicht mehr hören können. *zwinker*

Die Todesursachen sind vielfältig:

Agilität starb den Tod durch tausend Post-its. Jedes noch so banale Meeting wurde „agil“ gestaltet, bis selbst die Kaffeeküchen-Planung einen Scrum Master benötigte. Daily Standups wurden zu stundenlangen Sitzungen, Retrospektiven zu Therapiesitzungen und Sprint Planning zu strategischen Grundsatzdebatten über die Existenz der Menschheit.

Besonders tödlich erwies sich die epidemische Ausbreitung des „Agile Washing“ – jene mysteriöse Krankheit, bei der Unternehmen glaubten, durch das Aufhängen von Kanban-Boards und die Umbenennung ihrer Teams in „Squads“ und ihrer Abteilungen in „Tribes“ automatisch zu Spotify zu werden. Spoiler: Es hat nicht funktioniert.

Der finale Todesstoß kam durch die Erkenntnis, dass nach fast 25 Jahren „agiler Transformation“ die meisten Unternehmen immer noch genauso unbeweglich sind wie vorher – nur mit deutlich mehr Meetings und Post-its.

Was bleibt: ein Haufen teurer Zertifikate, unzählige agile Consultants und Coaches auf der Suche nach neuen Buzzwords und die bittere Erkenntnis, dass gute Zusammenarbeit schon vor 2001 möglich war – ganz ohne Scrum Guide.

Lasst uns gemeinsam Abschied nehmen von diesem einst so hoffnungsvollen Ansatz und diskutieren, was nach der Agilität kommt ... Echt jetzt?

Soll es das gewesen sein? Ist Agilität wirklich tot oder nur schwer krank?

Für eine erste Diagnose holen wir die Profis:

Wer kennt sich am besten mit Leben-und-Tod-Situationen aus? Natürlich Notärzte und Notfallsanitäter – und die haben sehr gute Methoden entwickelt! Deshalb wollen wir mit euch zwei bewährte Algorithmen aus der Notfallmedizin nutzen, die sich in den letzten Jahren im Rettungsdienst durchgesetzt haben:

  • AMPEL-Algorithmus zur systematischen Erstanamnese,
  • ABCDE-Schema nach TraumaManagement® für die Notfallversorgung.

Erste Diagnose: der AMPEL-Check.

In jedem professionellen Notfall werden systematisch lebenswichtige Informationen erfasst – das könnte fatal werden, wenn vergessen wird zu fragen, welche Medikamente der Patient bereits nimmt oder worauf er allergisch reagiert.

Genauso systematisch schauen wir uns den „Patienten Agilität“ an:

  • A – Allergien: Worauf reagieren Teams, Management und Umfeld allergisch?
  • M – Medikation: Welche „Behandlungen“ sind bereits erfolgt oder erfolgen parallel?
  • P – Patientenvorgeschichte: Warum wurde eine agile Transformation gestartet?
  • E – Ereignisse: Welche Probleme gab und gibt es? Was steht im Weg?
  • L – Letzte Mahlzeit: Wer steckt noch Energie in den agilen Weg? Was motiviert uns?

Intensivdiagnose: das ABCDE-Schema.

Falls unser „Patient Agilität“ noch nicht tot sein sollte, kommt die Intensivdiagnose. Das ABCDE-Schema arbeitet systematisch die kritischen Lebensfunktionen ab – und behandelt sofort, was lebensbedrohlich ist:

  • A – Airway (Atemwege): Bekommt die Agilität überhaupt noch Luft? Oder ist jegliche Kommunikation verstummt?
  • B – Breathing (Atmung): Wie „atmet“ das System? Wie fließen Informationen und Feedback?
  • C – Circulation (Kreislauf): Funktionieren die Prozesse und Kreisläufe im Unternehmen?
  • D – Disability (Defizite): Gibt es Wissensdefizite oder andere kritische Schwachstellen?
  • E – Exposure (Vollständige Untersuchung): Was gibt es an versteckten Problemen, die das System beeinträchtigen?

Die Prognose der Überlebensfähigkeit steht noch aus.

Mit diesen beiden bewährten Notfall-Algorithmen sollten wir gemeinsam eine klare Diagnose stellen können: Ist Agilität wirklich tot, oder lohnt sich eine Rettungsmission?

Wir freuen uns auf eine spannende Rettungsaktion mit euch – mit hoffentlich vielen überraschenden Erkenntnissen und einer klaren Prognose für unseren Patienten!

S&N Group AG
Lead Agile Transformation

Dr.-Ing. Miriam Sasse fokussierte sich nach ihrem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und der Psychologie auf die Selbstoptimierung von Projektteams und Arbeitsprozessen. Zurzeit arbeitet sie als Lead Agile Transformation bei S&N CQM, einer Geschäftseinheit der S&N Group AG. Sie ist zertifizierter Business Coach sowie Heilpraktikerin für Psychotherapie. Miriam begleitete bereits Teams aus den Bereichen Anlagen- und Maschinenbau, Automobilbau, Tiefbau, Elektronik, IT, Dienstleistung sowie Forschung bei der Umsetzung von Projekten. Ihren Schwerpunkt legt sie darauf, psychologische Sichtweisen und Techniken für Ingenieure und Informatiker verständlich und anwendbar zu gestalten. Anwendungsbereiche sind Resilienz, Krisen- und Changemanagement – in klassischen Projekten, agilen Teams und Transformationen.

KEGON AG
Vorstand, Management Consultant

Peter Schnell ist Dipl.-Informatiker und seit 1994 in der IT-Branche tätig. Sein beruflicher Werdegang führte ihn von der IT-Projektleitung einer Versicherung über das Beratungs- und Trainingsgeschäft in die Leitung eines IT-Bereiches. Seine Schwerpunkte sind das agile Coaching, agile Transitionen, Management von klassischen und agilen Projekten im Banken- und Versicherungsbereich, Interims-und Personalmanagement. Er hat seine langjährige Erfahrung in eine Vielzahl von Vorträgen und Publikationen eingebracht. Seit 2020 ist Peter Partner der KEGON AG, seit 2024 Vorstand von KEGON. 

Miriam Sasse, Peter Schnell

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